Aus dem Evangelium eines Tennisgeschädigten von Hans Distelrath † , Gründer und Ehrenvorsitzender des Tennisclubspich 1973 e.V.
Am Anfang war das Wort, nämlich derer, die sich für Spich einen Tennisclub wünschten. Die Stimmen waren so laut, das ihr durchdringender Schwall massiv an meine Ohren drang. Das Tennisvolk dauerte mich, ich ward von Mitleid erfüllt. Grübelnd, wie weiland Mose, stieg ich auf den düsteren Berg von Kumuluswolken. Dort flehte ich beim Tennisgeist um Rat und Erleuchtung. Ich empfing keine Neufassung der 10 Gebote, erkannte aber indessen, dass mir die Vereinsgründung zugedacht war.
Am 19.10.1973 waren 33 Interessierte meiner Einladung zur Gründungsversammlung gefolgt. Von der Begeisterung getragen, ging alles sehr zügig. Eine Satzung wurde verabschiedet, der erste Vorstand gewählt. Rasch befand ich mich wieder auf der Talsohle, der Formularkrieg begann. Mit der Eintragung ins Vereinsregister erlangte der junge Verein seine Rechtsfähigkeit; dann habe ich die Mittelanträge gestellt. Obwohl die Anträge den Instanzenweg verzögert genommen haben, erreichte ich mit meiner Hartnäckigkeit bei der Regierung in Köln eine vorgezogene Zuweisung. Am 30.07.1974 verabschiedete der Stadtrat unseren Antrag zum Bau der bestehenden Tennisanlage. Der Pachtvertrag mit der Stadt Troisdorf über unser ca. 9900 qm großes Clubgelände trägt das gleiche Datum. Er war mit vielen Auflagen gespickt. Die Frühmitglieder wissen, in welch unwirtschaftlichem Zustand das Planungsgelände war. Unrat aller Art, von Dornengestrüpp überwuchert und ein Spezialdrahtverhau der belgischen Armee bot harten Widerstand. Wahllos gefällte Kiefern lagen kreuz und quer. Dank der großzügigen Unterstützung unseres Ehrenmitgliedes Christian Bücher wurde alles planmäßig beseitigt.
Der 1. Spatenstich war am 14.12.1974. Während der Sanierungs- und Baumaßnahmen erfüllte sich einmal mehr das Wort der Schrift, wonach die Kinder dieser Welt klüger sind als die Kinder des Lichtes, denn bei der Stadt war bekannt, dass der Pachtgegenstand im Landschaftsschutzgebiet lag. Der damalige Beigeordnete Bauer meinte beschwichtigend, die Landschaftsschutzbehörde würde einem tatkräftigen Verein keine Schwierigkeiten bereiten. Aber es kam anders! Im Rahmen einer unvorhergesehenen Ortsbesichtigung wurde ein Baustopp verhängt.- Mit dem bußfertigen Gesichtsausdruck eines demütigen Zöllners richtete ich an den Vertreter der Landschaftsschutzbehörde arglos die Frage: "Kain, wo ist dein Bruder Abel, wo war denn ihre Behörde als der Schandfleck sich hier vor Jahren ausbreitete?" Dieser wurde übrigens auch von anderen Zuständigen geflissentlich übersehen. "Hinweg mit dem alten Sauerteig, damit ein neuer werde," meinte ich, "wir schaffen nicht nur die von allen verträumte Ordnung, wir rekultivieren und bieten eine attraktive ästhetische Anlage, die landschaftsgerecht in den vorhandenen Baumbestand eingebettet ist." Ein Gegenargument stand nicht zur Seite, der Landschaftshüter lenkte ein mit den Worten: "Na schön, machen sie weiter."
Mit Hochdruck gingen wir zu Werke. Die Vereinsmitglieder leisteten bis zur Platzeinweihung ca. 2100 Arbeitsstunden. Bei hochsommerlichem Wetter zogen wir Gräben für die Platzbewässerung. Wir füllten unsere Kopfbedeckungen ständig mit Wasser und beschütteten uns in kindlicher Freude. Strom-- und Wasserversorgung wurden zügig bewerkstelligt. Die Rhenag empfahl uns den Bau einer Druckerhöhungsanlage mit den einleuchtenden Worten: "Em Somme piss et he ovve nur, dann krett ihr keen Wasser für de Plätz." Wir bauten diese Anlage landschaftsgerecht in den Hang ein. Sie hat sich bewährt. Ein Problem war die fehlende Toilette. Der FC Spich ermöglichte uns unter dem Küchentrakt den Einbau der Toilette und einer Dusche. Klar, dass die Tennisdamen zu dem einzigen Topf den Vortritt hatten. Die Herren, von den Plätzen abgewandt, ergingen sich schamvoll gen Westen am Stacheldrahtzaun. Schwierigkeiten gab es nicht, Unfälle sind nicht verzeichnet.
Die Abnahme der Anlage durch das städtische Bauamt, bei der ich sinnvolle Worte für die nicht genehmigte Druckerhöhungsanlage fand, verlief sachlich fair. Drei Tage lang hatten zwei Prüfer des Staatshochbauamtes Bonn bei mir zu Hause die Baurechnungen unbürokratisch gesichtet. Danach konnten die noch ausstehenden öffentlichen Gelder ausgezahlt werden. Trotz Hektik konnten wir mit dem TC Haus Rott und dem Belgischen Tennisclub Spich enge Freundschaft schließen.
Am 5. September 1976 war alle Mühsal vergessen, die Anlage wurde festlich eingeweiht. Alle Spicher Vereine, die benachbarten Tennisclubs, zahlreiche Ehrengäste und die Spicher Bevölkerung nahmen regen Anteil. Ich nahm Gelegenheit, mich bei allen zu bedanken, die unsere Bemühungen mit getragen haben. Nach meinem freundlichen Ballwechsel mit unserem damaligen Trainer Klaus Hass, war die Anlage frei für die harrenden Vereinsmitglieder. Im Laufe der folgenden Jahre wurde alles vollständiger, schöner und schließlich zu dem, was sich heute präsentiert. So wurde aus dem Wort rote Asche und mehr! Ich wünsche unserem Club ein langes wechselvolles Vereinsleben, getragen von menschlich-sportlicher Freundschaft.